. . .

Artikel

Der Kieler Ärzteverein ist besorgt über die Situation der im Krankenhaus angestellten Ärzte

Dienstag, den 10. Januar 2006 um 10:01 Uhr

Neben dem überfordenden Papierkrieg, der eigentlich keine ärztliche Aufgabe ist, sorgt die nicht leistungsgerechte Bezahlung bei ständigen Überstunden sowie die Nachtdienstregelung bei den Klinikärzten für Unmut. Bei den anstehenden Vertragsverhandlungen sollte bedacht werden, dass durch die Einsparungen im Personalbereich das bisherige Gehalt Schritt für Schritt um bis zu 30% vermindert wurde. Die jetzigen Forderungen stellen also den status qou ante wieder her. Dabei ist zu bedenken, dass das Einkommen deutscher Assistenzärzte bereits im unteren Drittel der Gehälter im westeuropäischen Vergleich liegt. Es kann nicht sein, das finanzielle Defizite im Krankenhausbereich auf dem Rücken des Personals ausgeglichen werden!

Hierzu hat die Kammerversammlung der Ärztekammer Schleswig-Holstein auf ihrer konstituierenden Sitzung am 24.08.2005 ihre Solidarität mit den Protest- und Streikaktionen der angestellter Ärzte Anfang August bekundet:

"Das völlige Ignorieren des Arbeitszeitgesetzes durch Politik und Arbeitgeber zwingt zu Maßnahmen, die geeignet sind, sich gegen politisch motivierte Beschwichtiger und Negierer in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.

Wir können und wollen nicht warten, bis das System kollabiert. In einigen staatlichen Gesundheitssystemen z.B. in Holland werden Ärzte inzwischen mit Traumgehältern bei angemessenen Arbeitszeiten hofiert. Anders bei uns: Einige Bundesländer zwingen ihre in den Universitätsklinika Beschäftigten in rechtswidrige Verträge und treten damit ihre Fürsorgepflicht als Arbeitgeber mit Füßen. Das ist ein politischer Skandal, der auch als solcher benannt werden darf – und muss.

Das Krankenhaus ist zunehmend zu einem Lebensarbeitsplatz für Ärztinnen und Ärzte ohne Perspektive einer Niederlassung geworden. Die Bedingungen in der Niederlassung sind- zumal für Neugründungen – ebenfalls alles andere als gut. Es muss möglich sein, in einem Beruf mit hoher Verantwortung und häufig überdurchschnittlicher Belastung in einer angemessenen Arbeitszeit ein Einkommen zu erzielen, welches dem vergleichbarer akademischer Berufsgruppen gleichkommt und ein Auskommen für die meist jungen Familien ermöglicht.
Dies ist derzeit nicht der Fall. Und deshalb steht der Protest stellvertretend für die Situation der gesamten Ärzteschaft in unserem Land und gehört daher auch von allen unterstützt."

 

Seite 11 von 20